Survival Camp im Nördlichen Schwarzwald

Überleben lernen - im Winter, am kältesten Wochenende des Jahres? Klingt ernst, hart und herausfordernd - und das ist es auch! Aber um es mit den Worten unseres Guides, Dieter Nell zu sagen: „Im Sommer kann sich ja jeder eine oder mehrere Nächte an einen Baum binden und draußen übernachten.“ Und genau deshalb bietet der ehemalige Fallschirmjäger mit seinem Team in Nagold am Eisberg das Survival Camp ausschließlich im Winter an. Die Bedingungen, die uns erwarten, bezeichnet er als perfekt: eiskalt, tagsüber Sonnenschein pur, blauer Himmel und trockene Luft.

Diese Menschen kämpfen ums Überleben.

Wir starten am Samstagmorgen um 10.15 Uhr am Parkplatz beim Eisberg. Dieter Nell und seine zwei Teammitglieder Luke und Luki erwarten uns schon. Kurze Zeit später kommt der Bus mit den mutigen Journalisten und Pressevertretern, die sich für dieses Outdoor-Abenteuer entschieden haben und das Training kann beginnen. Nach einer kurzen Begrüßungsrunde starten wir mit einer sehr wichtigen Thematik, nämlich wie man sich mit Karte und Kompass im Gelände orientieren kann. Wir lernen mit Begriffen wie Kreuzpeilung, Marschkompasszahl und ähnlichem umzugehen.

Die einzigen zwei erlaubten Hilfsmittel zur Navigation: Karte und Kompass.

Dieter Nell erklärt wie man ohne Handy oder GPS-Gerät den richtigen Weg findet.

Lars und Carsten vom "Waves and Woods"-Magazin finden unseren Standort.

Und kurz darauf kann unser Szenario auch schon beginnen. Die Situation, in die wir uns reinversetzen sollen, gestaltet sich folgendermaßen: wir sind ein Team, das sich nördlich des Polarkreises auf Expedition begibt. Bei den Temperaturen braucht es dafür kaum Fantasie! Weiter untermauert wird die Geschichte von dem Fahrzeug, das nun erscheint: ein Hägglunds, ein Expeditionsfahrzeug, das eigentlich alles kann, nur nicht fliegen und sonst eben eher nördlich des Polarkreises unterwegs ist. Wow! Mitsamt unseren Gepäcks begeben wir uns zu insgesamt elft an Bord. Der Motor startet, die Ketten beginnen zu greifen und los geht die rasante Fahrt durch den Schnee. Dem Fahrzeug scheint keine Rampe zu steil und kein Hindernis zu groß! So gestaltet sich der Auftakt unserer Tour direkt als unvergessliches Highlight. Doch wie das leider manchmal so ist, kaum ist der Spaß zu groß, schon findet er ein abruptes Ende… Unser Fahrzeug erleidet einen „Motorschaden“ und wir sind auf uns allein gestellt. Am Fahrzeug zu bleiben, ist nicht ratsam, denn keiner kann sagen, wann wie eine Rettung eintrifft. Und so bleibt der Gruppe nur, all das Material aus dem Auto auf die einzelnen Teammitglieder zu verteilen und los in die Wildnis zu ziehen, um Rettung zu finden.


Asphalt, Tiefschnee oder sogar Wasser - das ist diesem Fahrzeug egal.


Rasant geht es durch den Schnee.

Noch fährt der Hägglunds.

Unterwegs wartet das ein oder andere Hindernis, das vom Team überwunden werden muss. Im Wald orientieren wir uns mit unserem Guide Luke mit Karte und Kompass. An einer Stelle geht es senkrecht bergab, so dass wir uns abseilen müssen. Das Gepäck wird mit einem zweiten Seil die 12 Meter hohe Stufe heil runter transportiert und nach einem kurzen Mittagssnack geht die Suche nach einem Lagerplatz weiter- schließlich sind dann einige Arbeitsschritte zu tun, um ein Lager einzurichten, und das wollen wir mit Sicherheit nicht in der Dunkelheit erledigen. Im Wald sammeln wir schon mal trockene Büschel Gras und andere leicht entflammbare Gegenstände (wusstet ihr was für einen genialen Zunder die oberste „Haut“ der Birke liefert?).Ein kleines Hindernis muss noch überwunden werden, denn ein 2m hoher Zaun trennt uns von einer passenden Lagerstätte. Ein umgefallener Baum dient als Brücke und so balancieren wir nach und nach rüber und erreichen auf diese Weise die andere Zaunseite.Am Platz des Nachtlagers werden die Aufgaben schnell verteilt. Insgesamt 7 Personen plus Dieter Nell und Luke werden im Camp nächtigen. Alex, Annette und ich sowie Luki werden das Camp für die Nacht verlassen. Wir machen uns deshalb fleißig daran, das Feuer in Gang zu bringen, während die anderen Teammitglieder ihre Plätze für die Nacht bauen. Die wichtigsten Überlegungen hierzu: Woher weht der Wind, in welche Richtung muss demnach mein Nachtlager geschlossen sein? Wo wird die Feuerstelle sein, zu welcher Seite wird also der Ausgang meines Lagers sein? Nachdem diese Fragen beantwortet sind, beginnen die Teams sich jeweils zu zweit oder zu dritt einen Schlafplatz zu bauen, der mit Tannenzweigen großzügig abgedeckt wird.

Ab jetzt geht es zu Fuß weiter.

Die Kiste muss natürlich auch mit.

Birkenrinde kann man als Zunder bestimmt gut gebrauchen.

Dieter erklärt, wie dieses Abseilen funktioniert.

Und runter gehts.

Ungefähr sieben Meter ist die Wand hoch - zu hoch, um zu springen.

Das letzte Hindernis vor dem Lagerplatz: ein Stacheldrahtzaun.

Das Feuerteam sammelt derweil mehr Brennholz, zersägt größere Stämme und trägt Kleinstmaterial zusammen, denn ein Feuer brennt ja nicht sofort, sondern muss vom Kleinen aufgezogen werden. Luke zeigt uns spannende Varianten, wie man so ein Feuer ohne Streichhölzer und Feuerzeug entzünden kann. Wir wussten gar nicht, wie einfach sich aus einer 9-Volt-Batterie und dünner Stahlwolle Funken bilden! Und auch einen Feuerstahl werden wir uns für die Zukunft anschaffen! Bei solch kompetenter Anleitung ist es weniger verwunderlich, dass das Feuer nach kurzer Zeit ordentlich brennt. So ist schon mal die Basis für die erste warme Mahlzeit geschaffen, die mitgebrachte Dosensuppe kann im Feuer erhitzt werden. Danach wird das ordentliche Essen auf den Weg gebracht. Ein ganzes Huhn und zwei Kaninchen hingen schon vorbereitet im Lager zwischen zwei Bäumen, denn ohne weiteres ist es nicht erlaubt, sich im Wald seine Nahrung zu fangen. So wird das Fleisch noch mit Zwiebeln und Speck verfeinert, im ganzen aufgespießt und über dem Feuer gebraten. Und während die Nacht so langsam über uns hereinbricht und die Baumaßnahmen an den Nachtlagern für vollendet erklärt werden, ist Zeit, um sich im Team über das Erlebte auszutauschen. Und das Resümee: was für ein Erlebnis! Jedem von uns hat es gut getan, mal Abstand vom Alltag zu gewinnen. Es ist spannend, wie schnell so eine Erfahrung den Blickwinkel verändert. Wie simple Dinge zur Herausforderung werden können. Wie nah der Zivilisation (die Straße und die Stadt sind ja nicht wirklich weit weg) man sich wie in der Wildnis fühlen kann. Wie einander unbekannte Menschen zu einem Team zusammen wachsen. Und wie gut sich nach einem Tag in der Kälte die Wärme des Lagerfeuers anfühlt. Auch wenn wir die Nacht nicht mit draußen im Wald verbringen konnten, sind wir sehr dankbar, diesen „Survivaltrip“  mit erlebt zu haben! Und wir werden sicher noch bei vielen unserer Outdoorübernachtungen an die großen und kleinen Kniffe von Dieter, Luke und Luki zurückdenken!

Das Gerüst für die Unterkunft.

Mit Tannenzweigen wird das Dach gebaut.

Mit einer selbstgebauten Säge wird das Brennholz zurecht gesägt.

Luke erklärt wie man ohne Feuerzeug Feuer machen kann.

Hat funktioniert.

Offene Küche - es gibt Kaninchen.

Das Abendessen - wir haben es uns verdient.


Text: Vanessa Lotz
Fotos: Alex Kijak

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